Alexander von Humboldt: Wissenschaft im Feld. Transareale Wissenschaftsfelder in den Tropen

Autor/innen

  • Ottmar Ette

DOI:

https://doi.org/10.18443/158

Schlagworte:

Humboldtian Science, TransArea Studies, Transdisziplinarität, Tropen

Abstract

Zusammenfassung

Alexander von Humboldt verstand sich zwar sicher nicht als Direktor eines Museums, war aber sehr wohl der Welt der Museen, Bibliotheken und Archive nicht nur als Besucher und Leser, sondern auch als Sammler und Forscher verpflichtet. Durch seine Forschungsreisen nach Amerika und Asien vermehrte er im Verlauf eines langen Gelehrtenlebens viele Sammlungen durch eigene Sammeltätigkeit vor Ort. Seine Feldforschung blieb dabei nicht auf naturwissenschaftliche Aspekte begrenzt, sondern bezog ganz selbstverständlich auch die verschiedenartigsten kulturwissenschaftlichen Forschungsgegenstände mitein. Diese transdisziplinär agierende Praxis im Feld lässt sich zugleich als eine transareale, einzelne Areas übergreifende und damit im Sinne von TransArea Studies aus den Beziehungen, Zirkulationen und Wechselwirkungen jenseits des bloß Territorialen sich speisende Wissenschaftskonzeption begreifen. So lässt sich in seiner Auseinandersetzung mit der amerikanischen Tropenwelt eine doppelte transareale Relationalität erkennen, die einerseits intern die Tropenwelt unterschiedlicher Kontinente miteinander verbindet, andererseits aber extern die Tropen insbesondere mit den gemäßigten Zonen in Relation setzt, um dadurch erst globale Zusammenhänge - einschließlich der sich verändernden Schneegrenzen oder der Wanderungsbewegungen der Pflanzenformen, für die sich die mobile Wissenschaft Humboldts in besonderem Maße interessierte - skizzieren und erläutern zu können. Die Tropen sind für ihn die Zone höchster Mannigfaltigkeit und Vielverbundenheit - oder um es mit heutigen Begriffen zum Ausdruck zu bringen: die TransArea par excellence.

Abstract

Although Alexander von Humboldt certainly perceived himself not as director of a museum, he was commited to the world of museums, libraries, and archives, not only as a visitor and reader, but also as a collector and researcher. Through his travels to America and Asia and in the course of a long scholarly life, he significantly increased many collections through his own activities as collector on site. His research in the field was not merely limited to aspects of the natural sciences, but inherently incorporated the most diverse objects of cultural research. In the light of what we today might call TransArea Studies, this transdisciplinary practice in the field can also be understood as transareal, thus as a conceptualization of research that spans across particular areas and focuses on the relationships, circulations and interactions of space beyond the territorial definitions. Consequently, we can recognize in Humboldt’s examination of the American tropics a double transareal association. On the one hand, his works interconnect the tropical world of different continents, while setting up on the other hand relations with the temperate zones in an extrapolation that outlines and explains global relations of nature - including the changing snow limits or the migration of plants, so crucial for the mobile science Humboldt advocated. For Humboldt, the tropics are the epitome of diversity and multiple connectedness. In other words: the transarea par excellence.

Autor/innen-Biografie

Ottmar Ette

1956 im Schwarzwald geboren. Seit Oktober 1995 Lehrstuhl für Romanische Literaturwissenschaft an der Universität Potsdam. 1990 Promotion an der Universität Freiburg i.Br. 1995 Habilitation an der Katholischen Universität Eichstätt. Mehrfach Gastdozenturen in verschiedenene Ländern Lateinamerikas sowie in den USA. 2004-2005 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Mitantragssteller des DFG-Graduiertenkollegs „Lebensformen + Lebenswissen“ (ab WS 2006/2007), des Internationalen DFG-Graduiertenkollegs "Zwischen Räumen" (ab WS 2009/2010) sowie Internationalen DFG-Graduiertenkollegs „Zwischen Räumen“ (ab WS 2009/2010). Mitbegründer des ForLaBB (Forschungsverbund Lateinamerika Berlin-Brandenburg). Von April 2010 bis Juli 2010 war er Fellow am FRIAS (Freiburg Institute for Advanced Studies) und seit 2010 ist er ordentliches Mitglied der Academia Europaea.

Buchpublikationen u.a.: Weltbewusstsein. Alexander von Humboldt und das unvollendete Projekt einer anderen Moderne (Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2002); Alexander von Humboldt und die Globalisierung (Frankfurt a. M.: Insel 2009); ZusammenLebensWissen. List, Last und Lust literarischer Konvivenz im globalen Maßstab (Berlin: Kadmos 2010). Zu seinen Texteditionen zählen: A. v. Humboldt, Reise in die Äquinoktial-Gegenden (Hg., 2 Bde. Frankfurt a. M.: Insel 1991); A. v. Humboldt, Kosmos (mit O. Lubrich, Berlin: Eichborn 2004); A. v. Humboldt, Ansichten der Kordilleren und Monumente der eingeborenen Völker Amerikas (mit O. Lubrich, Berlin: Eichborn 2004); A. v. Humboldt, Über einen Versuch den Gipfel des Chimborazo zu ersteigen (mit O. Lubrich, Berlin: Eichborn 2006), A. v. Humboldt, Kritische Untersuchung zur historischen Entwicklung der geographischen Kenntnisse von der Neuen Welt und den Fortschritten der nautischen Astronomie im 15. und 16. Jahrhundert (Frankfurt a. M.: Insel 2009).

Mehr zu Ottmar Ette unter http://www.uni-potsdam.de/romanistik/ette

Downloads

Zitationsvorschlag

Ette, O. (2011). Alexander von Humboldt: Wissenschaft im Feld. Transareale Wissenschaftsfelder in den Tropen . HiN - Alexander Von Humboldt Im Netz. Internationale Zeitschrift für Humboldt-Studien, 12(23), 9–25. https://doi.org/10.18443/158

Ausgabe

Rubrik

Beiträge

Am häufigsten gelesenen Artikel dieser/dieses Autor/in

1 2 3 > >>