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Ingo Schwarz

„Jedes ernste wissenschaftliche Streben ist ehrenwert.“
Karl Friedrich von Klödens Rezension des Kosmos von Alexander von Humboldt (1845)

Zusammenfassung

In der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz befindet sich das Manuskript einer Rezension von Humboldts Kosmos (Band 1), das der Berliner Pädagoge Karl Friedrich von Klöden kurz nach dem Erscheinen des Buches für die „Vossische Zeitung“ verfasste. Manuskript und gedruckter Text werden in dem folgenden Artikel reproduziert. Ihr Vergleich bietet die seltene Gelegenheit, die Entstehung eines Dokumentes zu verfolgen, das als ein Beispiel für die Humboldt-Rezeption im 19. Jahrhundert gelten kann.

Abstract

The Manuscript Department at the Berlin State Library holds the manuscript of a review of Humboldt’s Kosmos (volume 1), written shortly after its publication by the Berlin educator Karl Friedrich von Klöden for the “Vossische Zeitung”. Both, the draft and the printed text are reproduced in the following article. Their comparison offers the rare opportunity to follow the creation of a document, which is an example how Humboldt’s works were received in the 19th century.

Résumé

Dans le département des manuscrits de la Bibliothèque d’État de Berlin se trouve le manuscrit d’une critique du premier volume du Kosmos de Humboldt rédigée par le pédagogue berlinois Karl Friedrich von Klöden pour la « Vossische Zeitung » peu après la parution du livre. Le manuscrit et le texte imprimé sont présentés dans l’article suivant. Leur comparaison offre une rare occasion de suivre la genèse d’un document qui illustre la réception des œuvres de Humboldt au XIXe siècle.

Im Juni 1845 schrieb Alexander von Humboldt die folgenden Zeilen an seinen Sekretär Eduard Buschmann:1

Ich bin leichter zu befriedigen als Sie, mein edler Freund und der mir zugethane Theil des Publikums. Ich bin mit Herrn Klöden sehr zufrieden. Behauptungen wie die: das Buch enthält nichts neues, es seii von Sommer2 in 6 Bänden3 schon geschrieben, es sei mehr ein Kunstwerk als ein wissenschaftliches Buch, es werden es wenige verstehen sind freilich nicht ganz freundlich aber im Ganzen herrscht doch viel Vorliebe für meine Arbeit in dem Buche, eine mir um so schmeichelhaftere, als der Censor gewiss ist hoch über mir zu stehen. Herr Benda hat nun gar im Cosmos wenigstens in meinem Bruder ein christliches Element entdekt.4 Ihm muss man besonders danken. Ich glaubte der Mann sei he­braizant5. Den Rafn6 in einem dikken schön gebundenen Quartbande ein neueres Werk ein Geschenk der Alterthums Societät7 muss ich ja selbst besizen. Suchen Sie ihn ja in meiner Abwesenheit.8

Ihr

AlHumboldt.

[Von Buschmanns Hand:] 14 Juni 18459

Das Schreiben enthält eine Reihe von Andeutungen, die es – wenn möglich – zu entschlüsseln galt. Humboldt nennt gleich zu Anfang einen Herrn Klöden, der sich offenbar über ein Werk geäußert hat. Dieses Werk war vermutlich der gerade im April 1845 erschienene erste Band des Kosmos von Alexander von Humboldt. Eine Rezension dieses Buches von Klöden war der Humboldt-Forschung bislang nicht bekannt.10 Da half nun der Verbundkatalog Kalliope weiter. Unter den Stichworten „Humboldt“ und „Klöden“ findet man dort ein Dokument mit dem Manuskripttitel „Klöden’s Referat über den Kosmos von Humboldt enthalten in der Voss’schen Zeitung. No. III–II5. 1845“. Das Dokument gehört zu den Schätzen der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Die Signatur lautet: Slg. Darmstaedter Ld 1840: Kloeden, Gustav Adolph von, Blatt 17–18.11

Hier die Transkription des handschriftlichen Konzeptes:

[Von anderer Hand:] Klöden’s Referat über den Kosmos von Humboldt enthalten in der Voss’schen Zeitung No 111–115. 1845.

[Von anderer Hand am linken Rand:] 35. C[arl] F[riedrich] Klöden. Director der Gewerbeschule in Berlin; Historiker (Quitzows, Kölln und Berlin, die Marien-Verehrung in der Mark, der falsche Waldemar, Fr[iedrich] Wil[helm] III,)12 Geognost, Petrefactolog, Pädagog, Geograph, Kartograph.

Es ist ein eigenes Gefühl, dasii uns ergreift indem wir uns zum Studiumiii dieses Buches anschicken. Wir ahnen es, selbst wenn es undiv uns der Herr Verf[asser] in der Vorrede nicht sagte, daß er uns in demselben gleichsam sein kosmologischesv Glaubensbekenntniß, das Resultat seiner langen wissenschaftlichen Forschungen eines reichen bewegten Lebens vorlegt, es sind die Aussichten eines hoch gebildeten durch seltene Talente und glückliche Umstände auf nicht leichtvi wiederkehrende Weise unterstützten Geistes, vom Gipfelpunkte heutiger Wissenschaft, in die weiten Gebiete der physischen Weltvii, und wer lauschte nicht mit Andacht diesen beredten schön gegliederten Schilderungen des erhabenen Greises? Kenntniß der Welt, der Natur, als eines durch innere Kräfte bewegten und belebten Ganzen, war der Zielpunkt seinerviii ganzen wissenschaftlichen Thätigkeit, undix alle seinex Arbeiten, so verschiedenartig sie oft, soxi sehr in Einzelheiten sie sich zu verlieren schienen, fandenxii doch darin ihre Einigung. „Es sind aber die Einzelheiten im Naturwissen ihrem inneren Wesen nach fähig, wie durch eine aneignende Kraft sich gegenseitig zu befruchten“13 sagt unser Herr Verf[asser], und wer, der mit Naturwissenschaften sich beschäftigt hat, stimmte ihm darin nicht bei, so oft dies auch von Anderen verkannt wird? Wie die einfachenxiii Kräfte in der Natur die verschiedenartigsten Stoffe, die mannigfaltigsten Formen und Erscheinungen, bändigen und bewältigen, daß sie dem einen großen Zwecke dienen, und sich ihm fügen,xiv so vermag die Kraft des Geistes den verschiedenartigsten Stoff, die mannigfaltigste Form des Wissens zu bewältigen und zu einigen, besonders auf dem Gebiete der Naturwissenschaften, welche sich gegenseitig durchdringen ja – um in dem obigen Bilde zu bleiben,xv sich auf geistige Weise chemisch mit einander verbinden und krystallisiren. Wir vermögen diesen Satz durch kein glänzenderes Beispiel zu belegen, als durch das, welches der Herr Verf[asser] in sich selberxvi dargestellt hat.

Allerdings aber ist des Hrn. Verf[assers] physische Weltbetrachtung, wie er selber sagt, keine rationelle Wissenschaft der Natur, die ihre Einheit in der Ableitung aus wenigen, von der Vernunft gegebenen Principien findet, sondern vielmehr die denkende Betrachtung der durch Empirie gegebenen Erscheinungen als eines Naturganzen. Wir wollen ernste Bemühungen, die Beschaffenheit der Welt aus philosophischen Principien zu construiren, hoch achtenxvii, denn jedes ernste wissenschaftliche Streben ist ehrenwerth; gewiß aber ist es, daß diese Bemühungen bisher für die Naturwissenschaft wenige oder keine Früchte getragen haben, und daß es hiernach scheinen möchte, als es sei noch nicht an der Zeit, an diese Aufgabe zu gehen. Darum wird die Mehrzahl der Naturforscher ohne Zweifel den von dem Herrn Verf[asser] eingeschlagenen Weg billigen, der allerdings der entgegengesetzte ist. Die ausgebildete Wissenschaft in höchster Potenz müßte freilichxviii von dem Gegebenen ausgehend inductivxix zu den Principien aufsteigen können, die sich dadurch als die richtigen ergeben würden, wenn man von ihnen aus rückwärts constructivxx zu dem Gegebenen gelangen könnte. Das Eine ist für jetzt so wenig möglich, als das Andere, und darum kann die Pyramidexxi von unten an zwar ziemlich hoch erstiegen werden, die Spitze aber liegt noch in unerreichter Ferne, und dürfte wohl nie erreicht werdenxxii. Höchst geistreich erinnert der Herr Verf[asser] daran, daß es sich mit der Geschichte ganz ähnlich verhalte. In unseren Zeiten kann eine physische Weltkunde nur eine Erfahrungswissenschaft sein; aber sie schließt die Anordnung des Aufgefundenen nach leitenden Ideen, die Verallgemeinerung des Besondern, das stete Forschen nach empirischen Naturgesetzen nicht aus, und setzt sich das Streben nach dem Verstehen der Welterscheinungen als höchsten Zweck. Die physische Weltbeschreibung, welche der Herr Verf[asser] hier als eigene Wissenschaft gestaltet, definirt er „als die Betrachtung alles Geschaffenen, alles Seienden im Raume (der Naturdinge und Naturkräfte), als eines gleichzeitig bestehenden Natur-Ganzen. Sie zerfällt für den Menschen in zwei Hauptabtheilungen, den tellurischen und denxxiii siderischen (uranologischen) Theil.“14 Ihr Verhältniß zu anderen Gebieten wird dann bestimmtxxiv, und ihrxxv Umfang und Inhaltxxvi so wiexxvii dessen wissenschaftliche Behandlung begrenztxxviii. Der vorliegende erste Theil stellt, nach einleitenden Betrachtungen über die Verschiedenartigkeit des Naturgenusses und der Ergründung der Weltgesetze diese definitiv auf, und wendet sich dann mit S. 79 zum Naturgemälde oder der allgemeinen Übersicht der Erscheinungen. Es ist dies der objektive Inhalt der physischen Weltbeschreibung, die reale empirische Ansicht des Naturganzen in wissenschaftlicher Form. Mit den entlegensten Nebelgestalten des Himmels beginnt die Beschreibung, welche jene als anscheinendxxix verdichteten Weltäther characterisirt. Ausxxx tiefer Ferne in schwachem Dämmerlichte, kaum erkennbar, beschäftigen sie die Phantasie, wie die mythischen Gestalten der Vorzeit. Es folgt unser Sternen- und unser Sonnensystem. Nurxxxi kurz werden die Planeten behandelt, ausführlicher und mit besonderer Vorliebe die Aerolithen und Sternschnuppen, (Asteroiden) eine vortreffliche Arbeit, dann, nach dem Vorgange mehrerer Astronomen ein zwischen Venus und Mars liegender rotirender elliptischer Nebelring, der uns fragmentarisch im Zodiakallicht von seinem Dasein Kunde giebt. Bewundernswürdig schön sind die [Blatt 17v] Betrachtungen über unser Sternensystem, die Milchstraße, die kosmischen Nebel und die Fortpflanzung des Lichts, voll wahrhaft erhabener Tiefe, hoher Eigenthümlichkeit, und einer wahrhaft jugendlichen Frische der Anschauung. Es folgt nun das Naturgemälde der tellurischen Sphäre der Erscheinungen. Nachxxxii einer Betrachtung des Erdkörpers, der von ihm fortdauernd ausgehenden Kraftäußerung des Elektro-Magnetismus und der unterirdischen Wärme werden in einer und derselben Anschauung vereinigt die Verhältnisse der Erdoberfläche in horizontaler Ausdehnung und Höhe, der geognostische Typus der Formationen, das Gebiet der Meere und des Luftkreises mit seinen meteorologischen Processen, die geographische Verbreitung der Pflanzen und Thiere, endlich die physischen Abstufungen des Menschengeschlechts, erst im Allgemeinen, dann im Einzelnen weiter ausgeführt. Diese Einheit der Anschauung setzt eine Verkettung der Erscheinungen nach ihrem inneren Zusammenhange voraus, und eine tabellarische Aneinanderreihung derselben konnte das Bedürfniß des Hrn. Verf[assers] nach einer kosmischen Darstellung nicht befriedigen.15 Dennoch betrachtet er, was er giebt, nur als einen Versuch, der Forderungxxxiii „diexxxiv Natur nach der Vernunft auszulegen, weil die Zukunft hier noch Vieles zu berichtigen und zu vervollständigen haben wird. In der Darstellung der Gestalt des Erdsphäroids werden die Angaben durch Gradmessungen, Mondsgleichungenxxxv und Pendelmessungen näher erörtert; esxxxvi [wird] hier eine Ausnahme von der Regel gemacht, auf [die] Anwendungxxxvii der Methoden nicht einzugehen. Dann folgt die damit zusammen hängendexxxviii Dichtigkeit, die Wärme des Erdkörpers, und derxxxix Schichten seiner Oberfläche, und damit zusammen hängendxl der Erdmagnetismus nach Deklination, Inklination und Intensität, zu welchen letzteren Beobachtungenxli bekanntlich der Herr Verf[asser] nicht alleinxlii die wissenschaftliche Bahn gebrochen, sondern deren unausgesetzte Verfolgung im großartigsten Umfange er auch veranlaßt hatxliii, und die nicht bloß darum, sondern auch wegenxliv ihrer großenxlv Wichtigkeit mit einiger Ausführlichkeit behandelt sind. Das damit im Zusammenhange stehende Nord- und Süd-xlviLicht folgt alsdann, und diese sämmtlichen Erscheinungen werden als im Zusammenhange mit der innern Erdwärme betrachtet, und erhalten durch sie ihre Eini­gung. Eine zweite Reihe mit ihr in Verbindung stehender Erscheinungen liefern die geognostischen des Plutonismus, die Erschütterungen, (Erdbeben) Hebungen, Ergießung geschmolzener Gebirgsmassen, die Thermalquellen, Gas- und Schlammvulkane, der neuere Vulkanismus, kurz, die Reaction des Innern unseres Planeten gegen seine Rinde und Oberfläche, eingeleitet und großentheils bedungen durch die tellurische Wärme, zugleich mit Rücksicht auf die früheren sogenannten Vorweltlichen Zustände der Erde, und durchxlvii die Gliederung der gehobenen Continente, Gebirgszüge und Hochländer tief eingreifend in die Geschicke der Menschheit. Alle diese Erscheinungen werden dann einzeln betrachtet, und in der Art und Weise ihrer Entstehung, ihresxlviii Verlaufes und ihrer Wirkungen näher nachgewiesen und bis zu den Gebirgsarten sowohlxlix den aufgestiegenen als den niedergeschlagenen und den Um-

[Einschub:] (S. 229 sind 6700 Fuß als über ½ geographischen Meile angegeben. Es soll wohl heißen ¼.

wandelungen der ersteren und der letzteren nebst den Trümmergesteinenl verfolgt. Es führt dies auf die Petrefaktologie und deren Bedeutung für die Geognosie. Eine kurze Uebersicht der Alterthumskundeli des organischen Lebens, der Paläontologie wird gegeben, und in diesen besonders der Inhalt der Stein- und Braunkohlen-Gebilde in Bezug auf die Gestaltung der Flora der Vorwelt erörtert. Als Unterlage der silurischen Schichten, und somit als das erste feste Gestein, wird ein uranfänglicher Granit vermuthet, dem somit Seine in neuerer Zeit bedroheten Rechte wieder gegeben werden.16 Das Naturgemälde geht nun auf die räumliche Vertheilung der Feste und des Flüssigen, also auf die Gestaltung der Continente und Meere ein, namentlich auf Quantität der hervorragenden Feste, horizontaler Ausdehnung oder Gliederung und senkrechter Erhebung. Das Steigen und Sinken des Bodens. Der Oceanlii undliii seine Strömungen, Belebung, vortreffliche Schilderung seines Eindrucks auf das Gemüth. Das Luftmeer nach seiner Zusammensetzung, Ebbe und Fluth, Veränderung des barometrischen Drucksliv, Winde, Wärmevertheilung und Klimatologie, die Isothermen, Insel- und Continental-Klima, Isochimenen und Isotheren17. Die Abnahme der Wärme von unten nach oben, Dampfmenge der Atmosphäre, ihre Elektricität. Die Gewitter. Zusammenhang der meteorologischen Erscheinungen. Nach der Schilderung des anorganischenlv Erdenlebens wendet sich der Verf[asser] zur Sphäre des organischen Lebens.18 Wir finden hier nur kurze Andeutungen über die Geographie der Pflanzen und Thiere, fragmentarisch und so wenig ausgeführt, daß sie kein Bild geben, und schließt mit dem Menschen, der Einheitlvi des Menschengeschlechts und kurzen Betrachtungen über das Verhältniß der Abstammung zur Sprache. Als Resultat derselben ergiebt sich, daß es keine höhere und niedere Menschenracenlvii giebt, wenn auch bildsamere, höher gebildete, durch geistige Cultur veredelte, aber keine edleren Volksstämme. Alle sind gleichmäßig zur Freiheit bestimmt, die in roheren Zuständen dem Einzelnen, in dem Staatenleben bei dem Genuß politischer Institutionen der Gesammtheit als Berechtigung zukommt.

Hier der Schluß S. 385 von „an.19

[Blatt 18r] Damit schließt der erste Band. Jeder Abtheilung ist ein Anhang beigefügt, welcher bezifferte Noten enthält, die manche Einzelheit weiter ausführen, und die erforderlichen literarischen Nachweise geben für denjenigen, der sich mit dem Detail näher befreunden will. Sie sind ein sehr wesentlicher und höchst dankenswerther Theil der Arbeit.

So anerkennend auch die öffentliche Stimme, wie sich mit Bestimmtheit voraussehen läßt, über das Werk aussprechen mußlviii, so ist doch gewiß, daß der Maaßstab, den Jeder anlegt, ein sehr verschiedener ist, und daß darum auch die Urtheile, wenn sie wirklich solche sind, von einander abweichen werden. Jeder Verf[asser] eines Werkes aber hat das Recht zu fordern, daß von demselben nichts Anderes gefordert werde, als er geben wollte, und das ist auch hier festzuhalten. Das Buch ist kein Lehrbuch, denn es giebt den Stoff nicht in der Weise geordnet, die Kenntniß nicht so entwickelt, wie es das Bedürfniß des Lernenden und der didaktische Zwek fordert, es ist kein Führer auf dem Wege zur Wissenschaft. Es ist eben so wenig ein System der kosmischen Kenntnisse, denn ein solches ist im strengen Sinne des Worts für jetzt und vielleicht für immer unmöglich. Es ist ferner keine Entwickelung neuer eigenthümlicher Lehren in einem vorher ungeahneten Zusammenhange, denn neue vorher unbekannt gewesene Thatsachen enthält das Buch nicht, wenn wir einige, brieflichen Mittheilungen entlehnte Angaben ausnehmen. Somit entsteht die Frage: welchen Gewinn Wissenschaft und Bildung (wir unterscheiden geflissentlich Beides) aus der Arbeit des Herrn Verf[assers] ziehen werden? –

Halten wir den Gesichtspunkt fest, den der Hr. Verf[asser] für sein Werk aufstellt, so soll der überwiegend größte Theil des vorliegenden Bandes ein allgemeines Naturgemälde, als Übersicht der Erscheinungen im Kosmos, sein. Es wird dadurch einer ganz andern Sphärelix der wissenschaftlichen Darstellunglx zugewiesen, als den vorher erwähnten, ja es rückt aus der Sphäre der reinen Wissenschaft in die der Kunst hinüber, und darum hat der Herr Verf[asser] wirklich künstlerische Grundsätze auflxi wissenschaftlichem Gebiete geltend gemacht; das zeigt seine schöne Gruppirung der kosmischen Thatsachen, die Unter- und Neben-Ordnung derselben, die Behandlung der Umrisse und derlxii ganzen Zeichnung, die edle überall naturwahre Färbung derselben, der Hauch des Lebens, der darüber weht, und selbst daslxiii Halbdunkel, die bloßen Andeutungen im tiefen Hintergrunde des Gemäldeslxiv, welche oft die Phantasie mächtig anregen. Öfter geht das Gemälde der Natur über in ein Gemälde unserer Kenntniß derselben, allein wir wollen nicht verkennen, daß es sehr schwer, in vielen Fällen vielleicht unmöglich ist, beides scharf zu sondern, ja daß von einem gewissen Standpunkte aus, beides nothwendig zusammen fallen muß. Manches ist, wie erwähnt, nur skizzenhaft angedeutet, was man gern weiter ausgeführt gesehen hätte, Anderes ganz übergangen, wie z.B. das Auftreten des Eises, sowohl in den Firnen und Gletschern, als im Polar- und Wintereise, welches letztere halbjährlich das Ansehenlxv großer Theile der Erdoberfläche, selbst von anderen Weltkörpern betrachtet, so bedeutsam verändert, abgesehen von seiner Einwirkung auf Wärmestrahlunglxvi[,] während das erstere den Kamm der Hochgebirge benagt, und ihre Abhänge mit Felsblöcken bedeckt; auch die Stürme fehlen.lxvii Allein es wäre übereilt, das als einen Mangel bezeichnen zu wollen, da Vieles von diesem in den folgenden beiden Theilen enthalten sein kann. Diese werden nämlich enthaltenlxviii: die Anregungsmittel zum Naturstudium (durch Belebung von Naturschilderungen durch Landschaftsmalerei und durch Gruppirung exotischer Pflanzen in Treibhäusern; die Geschichte der Weltanschauung, d.h. der allmähligen Auffassung des Begriffs von dem Zusammenwirken der Kräfte in einem Naturganzen, und das Specielle der einzelnen Disciplinen, deren gegenseitige Verbindung in dem Naturgemälde des ersten Bandes angedeutet worden ist, und hier dürfen wir allerdings noch Viel und Vieles erwarten.

Das Buch ist ein durchaus wissenschaftliches, und fordert zu seinem vollen Verständniß ein sehr umfassendes Wissen, eine große Kenntniß des Einzelnen, und jemehr Jemand von demselben bei dem Studium desselben mitbringt, um so größer wird sein Genuß, um so bedeutender sein Gewinn sein, den er daraus zieht. Dem Herrn Verf[asser] schwebte dabei, wie er selbst S. 30lxix sagt, Laplacen’slxx Exposition du Système du Monde vor, ein treffliches Werk, in seiner Weise auch unerreicht. Der tiefgelehrte Professor hat darin, nach Abstreifung aller Formeln, den schlichten Bürgerrock angezogen, und bemüht sich, seine tiefsinnigen Gedanken in rein mathematischer Schlußfolge und verständlicher eleganter Redeweise zu entwickeln, aber er ist, trotz des schlichten Redens, doch derlxxi bewunderte Schöpfer der Mécanique céleste. Und alle Welt glaubte, einen Mann in so einfacher Rede verstehen zu können, weil die Worte verstanden wurden, während es die Begriffe und ihre tiefen Beziehungen zu einander sind, welche in allen analytischen Untersuchungen erkannt werden müssen, so sehr, daß man sogar die Worte wegwirft und durch Zeichen ersetzt, und gerade in dem Erkennen dieser Beziehungen, ihrer Abhängigkeit von einander und ihres gegenseitigen Maaßes, die auch ohne Zeichen nicht zu umgehen sind, steckt die Schwierigkeit und das für jeden [Blatt 18v] Uneingeweiheten Unbegreifliche. Der Kosmos des Herrn Verf[assers] ist in der That für die Weltbeschreibung, was Laplace’s Entwickelung des Weltsystems für die Astronomie ist, auch hier knüpfen sich oftlxxii an wenige Zeilen lange Reihen inhaltlicher Vorstellungen, an einzelne Worte ein sehr umfassender Begriff, eine Unzahl der mannigfaltigstenlxxiii Anschauungen, und um den feinen Faden zu entdecken, der diese Perlenlxxiv miteinander verbindet, und sie durchzieht, bedarf es der ganzen Feinheit des analysirenden und combinirenden Verstandes.

Und welchen Gewinn hat nun die Wissenschaft von diesem Buche? Zunächst den einer schärferen Begrenzung des Begriffs und der Methodelxxv einer physischen Weltbeschreibung. Demnächstlxxvi ein glänzend durchgeführtes Beispiel der Behandlung einer solchen in einer Gleichförmigkeit und geistigen Durchdringung, wie es bis jetzt ohne Beispiel ist. Wir haben, wie schon erwähnt, früherelxxvii Versuche, die Idee auszuführen, zum Theil von Männern, die in einzelnen der Hülfswissenschaften Treffliches geleistet haben. Aber sie waren genöthigt, in denjenigen Fächern, mit welchen sie weniger vertraut waren, fremde Ansichten und Arbeiten aufzunehmen, und sie zum Theil unverarbeitet ihrer Arbeit einzuverleiben, die dadurch nothwendig eine sehr verschiedene Färbung, ein schwankendes Colorit bekommen mußte, das der Einheit entbehrte, und unwillkürlich bei dem Leser ein Gefühl der Unsicherheit hervorrief, wie das Fahren in einem schwankenden Wagen. Anders hier. Es ist kein Theil der Hülfswissenschaften, mit welchem sich der Herr Verf[asser] nicht auf das Specielleste bekannt gemacht, in welchem er nicht untersucht, experimentirt, gemessen und beobachtet hätte, kein Theil, in welchemlxxviii wir ihm nicht eine Zunahme unserer Kenntnisse schuldig wären, es ist Niemandlxxix da, dem eine solche Fülle der verschiedensten und großartigsten Naturanschauungen zu Theil geworden wäre, der sie so vorbereitet in sich aufnahm, und dem zugleich das beneidenswerthe Talent zu Gebote stand, sie in gleichlxxx vortrefflicher Weise in mehr als einer Sprachelxxxi zu schildern. Diese Umstände vereinigenlxxxii sich, um die Lectüre deslxxxiii Buches zu einer sehr angenehmen zu machen, man fühlt es, daß man überall das Gediegenste und Bewährteste empfängt, dielxxxiv Sicherheit deslxxxv Führers, und seine Vertrautheit mit allen Wegenlxxxvi theilt sich unwillkürlich Jedem mit, der ihm zu den höchsten Gipfeln folgt,lxxxvii von welchen aus sich die weitenlxxxviii Gebiete in ihrem Zusammenhange klar überschauen lassen. Wo es noth thut, leihet er ihm in den Noten sein scharfes Fernrohr, um das Entlegene näher beschauen zu können. – Aber höher noch als diese, in allen ihren Theilen gleich klare, nirgend beschattete Uebersicht des großen Gebietes der kosmischen Kenntnisse schätzen wir noch die oft überraschend schönen Andeutungen auflxxxix Beziehungen zwischen weit entlegenen Gebieten des Wissens und geistiger Phänomene und irdischer Erscheinungenxc, die wahrhaft luminös seine Betrachtungen durchblitzen, und in deren vielen, wenn wir uns nicht irren, die Wissenschaft noch den Kern entdecken wird, wenn sie auch jetzt nur wie leuchtende Sternschnuppen erscheinenxci. Anregungen solcher Art werden für die Wissenschaft nicht vorüber gehen.

Was aber hat die Bildung durch das Buch gewonnen? – Es ist, wie schon gesagt, nichts weniger, als ein populäres Buch. Allein schon ist ein großer Theil naturwissenschaftlichen Wissens ein Allgemeingut geworden, und wer sich mit demselben dem Buche nahet, wird ihm umso mehr entnehmen, je mehr er mitbringt. Der Gewinn wird daher ein sehr verschiedener sein, aber wer auch nur in einigen der Hülfswissenschaften etwasxcii bewandert wird, wird wenigstensxciii den Umfang der Untersuchungen kennen lernenxciv und sichxcv der Hauptresultate bemächtigen können, er wird diexcvi bestimmte Ueberzeugung gewinnen, daß das Allgemeine in der Natur mit dem Besonderen innig verkettet, daßxcvii die Natur und das Wissen von derselben ein Ganzes ist, vonxcviii unermeßlichem Umfange, und auch das wird für Viele und in weiten Kreisenxcix ein großer Gewinn sein. Weiter aber können wir nicht gehen. Eine lange Lehrerfahrung macht uns geneigt, den Werth genereller Kenntnisse ohne die Speciellen weit geringer anzuschlagen, als der Herr Verf[asser] thut. Sie sind uns Blumen ohne Wurzeln. Die Oberflächlichkeit wird aus nahe liegenden Gründenc nach diesem Buche mehr als nach einem andernci greifen, weil sie in ihm den vielgesuchtencii Königsweg vermuthet, der ohne Müheciii in die Wissenschaft hinein führt, obgleich schon Euklidesciv erklärt hat, daß es keinen solchen gäbe. Sie wird sich solcher abgeschnittenen Blumen bemächtigen, um damit zu prunken.cv Sollen wir das Buch auch für einen möglichen Mißbrauch verantwortlich machen? Wird es doch auch Leute geben, die ohne alle wissenschaftliche Kenntniß sich wundern werden, wie leicht sie das Buch ihrer Meinung nach verstehen, und darunter selbst solche, denen es Genuß gewährt? Wer kennt nicht den magischencvi Reiz, den unverstandene Worte, eingeflochten in schönklingende Rede, auf den Halb- undcvii Ungebildeten üben, denen unbewußtcviii statt der Begriffe sich phantastische unbestimmte Nebelbilder in steter Verwandlung unterschieben; es ist eine geistige Fata Morgana, nicht ohne einen gewissen Reiz. Gerade solche und noch andere Erscheinungen mannigfaltiger Art werden die hohe Bedeutung des Werkes für unsere Zeit beweisencix, denn wenn die Könige bauen, haben die Kärner zu thun.20

Klöden.

Zunächst stellt sich die Frage nach dem Verfasser dieses Manuskriptes. In dem handschriftlichen Vermerk auf Blatt 17r wird C[arl] F[riedrich von] Klöden (1786–1856) genannt. Der mit Alexander von Humboldt persönlich bekannte Pädagoge, Historiker und Geograph war seit 1824 Leiter der neu gegründeten Berliner Gewerbeschule, zu deren berühmtesten Schülern Theodor Fontane gehörte.21 Die Signatur verweist hingegen auf Gustav Adolph von Klöden (1814–1885), den Sohn von Karl Friedrich. Gustav Adolph von Klöden war Geograph und zählt zu den Korrespondenzpartnern Alexander von Humboldts. Damit kamen sowohl Vater als auch Sohn als Verfasser des Manuskriptes in Betracht. Ein Vergleich der Handschriften brachte Klarheit: Verfasser ist Karl Friedrich von Klöden. Weitere Fragen waren: Wurde dieser Text publiziert – und wenn ja, an welcher Stelle? Der Vermerk auf Blatt 17r erwies sich als zielführend. Die mit „Klöden“ signierte Buchvorstellung fand sich in der Königlich privilegirte[n] Berlinische[n] Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen. Die folgende Abschrift der drei Teile des Druckes folgt nach Orthographie und Interpunktion den Vorlagen. Die vom Hrsg. hinzugefügten Fußnoten sollen vor allem das Auffinden von Zitaten erleichtern.

Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung von Alexander von Humboldt. Erster Band. Stuttgart und Tübingen 1845. 8.22

Ein eigenes Gefühl ergreift uns, indem wir uns zum Studium dieses Buches anschicken. Wir ahnen es, selbst wenn es uns der Herr Verfasser in der Vorrede nicht andeutete, daß er uns in demselben gleichsam sein kosmologisches Glaubensbekenntniß, das Resultat seiner langen wissenschaftlichen Forschungen und eines reichen bewegten Lebens vorlegt; es sind die Aussichten eines hoch gebildeten, durch seltene Talente und glückliche Umstände auf nicht leicht wiederkehrende Weise begünstigten Geistes, vom Gipfelpunkte heutiger Wissenschaft in die weiten Gebiete der physischen Welt, und wer lauschte nicht mit Andacht diesen beredten und schön gegliederten Schilderungen des hohen Greises? Kenntniß der Welt, der Natur, als eines durch innere Kräfte bewegten und belebten Ganzen, war der Zielpunkt seiner ganzen wissenschaftlichen Thätigkeit, und alle seine Arbeiten, so verschiedenartig sie oft, so sehr in Einzelheiten sie sich zu verlieren schienen, fanden doch darin ihre Einigung. „Es sind aber die Einzelheiten im Naturwissen ihrem inneren Wesen nach fähig, wie durch aneignende Kraft sich gegenseitig zu befruchten“23, und wer, der mit Naturwissenschaften sich beschäftigt hat, stimmte ihm darin nicht bei, so oft dies auch von Andern verkannt wird? Wie die einfachen Kräfte in der Natur die verschiedenartigsten Stoffe, die mannigfaltigsten Formen und Erscheinungen bändigen und bewältigen, daß sie dem einen großen Zwecke dienen, und sich fügen, so vermag die Kraft des Geistes den verschiedenartigsten Stoff, die mannigfaltigste Form des Wissens zu bewältigen und zu einigen, besonders auf dem Gebiete der Naturwissenschaften, welche sich gegenseitig durchdringen, oder um in dem obigen Bilde zu bleiben, sich auf geistige Weise chemisch mit einander verbinden und krystallisiren. Wir vermögen diesen Satz durch kein glänzenderes Beispiel zu belegen, als durch das, welches der Herr Verfasser in sich selber dargestellt hat. – Allerdings aber ist seine physische Weltbetrachtung, wie er selber sagt, keine rationelle Wissenschaft, die ihre Einheit in der Ableitung aus wenigen, von der Vernunft gegebenen Prinzipien findet, sondern vielmehr die denkende Betrachtung der durch Empirie gegebenen Erscheinungen als eines Naturganzen. Wir wollen ernste Bemühungen, die Beschaffenheit der Welt aus philosophischen Prinzipien zu construiren, hoch achten, denn jedes ernste wissenschaftliche Streben ist ehrenwerth; gewiß aber ist es, daß diese Bemühungen bisher für die Naturwissenschaft wenige oder keine Früchte getragen haben, und daß es hiernach scheinen möchte, als sei es noch nicht an der Zeit, an diese Aufgabe zu gehen. Darum wird die Mehrzahl der Naturforscher ohne Zweifel den von dem Herrn Verfasser eingeschlagenen Weg billigen, der allerdings der entgegengesetzte ist. Die ausgebildete Wissenschaft in höchster Potenz müßte freilich von dem Gegebenen ausgehend, inductiv zu den Principien aufsteigen können, die sich dadurch als die richtigen ergeben würden, wenn man von ihnen aus rückwärts constructiv zu dem Gegebenen gelangen könnte. Das Eine ist für jetzt so wenig möglich, als das Andere, und darum kann die Pyramide von unten her zwar ziemlich hoch erstiegen werden, die Spitze aber liegt noch in unabsehbarer Ferne. Höchst geistreich erinnert der Herr Verfasser daran, daß es sich mit der Geschichte ganz ähnlich verhalte. In unseren Zeiten kann eine physische Weltkunde nur eine Erfahrungswissenschaft sein; aber sie schließt die Anordnung des Aufgefundenen nach leitenden Ideen, die Verallgemeinerung des Besonderen, das stete Forschen nach empirischen Naturgesetzen nicht aus, und setzt sich das Streben nach dem Verstehen der Welterscheinungen als höchsten Zweck, aber ja nicht die bloße Anhäufung empirisch gesammelter Einzelheiten. Die physische Weltbeschreibung, welche der Herr Verfasser hier als „eine eigene und abgesonderte Wissenschaft“ zu begründen sucht, definirt er „als die Betrachtung alles Geschaffenen, alles Seienden im Raume (der Naturdinge und Naturkräfte), als eines gleichzeitig bestehenden Natur-Ganzen. Sie zerfällt für den Menschen in zwei Hauptabtheilungen, den tellurischen und siderischen (uranologischen) Theil.“24 Ihr Verhältniß zu anderen Gebieten wird dann bestimmt, und ihr Umfang und Inhalt begrenzt. Wir erlauben uns hier zu bemerken, daß der Inhalt dieser Wissenschaft hiernach von dem nicht verschieden ist, was man sonst Kosmographie und Kosmologie nannte, woran selbst der Titel des Buches mahnt, und wie sie, wenn auch unter anderem Namen, dem Wesen nach bis in die neueste Zeit fortgeführt ist. Wie hätte, um nur eines als Beispiel zu nennen, sonst Sommer25 sein Gemälde der physischen Welt (6 Bände)26 schreiben können, hätte ihm jener Begriff der Weltbeschreibung nicht vorgeschwebt, obgleich wir es damit nicht dem vorliegenden Werke parallel stellen wollen. Dem gelehrten Herrn Verfasser ist dies ohne Zweifel besser bekannt, als uns, aber wir vermissen in dem Buche eine Angabe über das Verhältniß des Begriffs der jetzigen physischen Weltbeschreibung zur bisherigen, und so scheint es uns, als ob der Unterschied mehr in der Darstellung, als im Inhalt liege. Es sei uns ferner gestattet, einige bescheidene Zweifel über das Bestehen einer physischen Weltbeschreibung als selbstständiger Wissenschaft zu äußern. Es scheint uns, als ob ihr dazu eben die Selbstständigkeit, die sich selbst erhaltende und fortbildende Kraft, fehle. Sie naht sich von Außen her denjenigen Wissenschaften, die ihr das Material liefern müssen, der Astronomie, der Meteorologie und Physik, der Chemie, der Naturbeschreibung und Physiologie, der Geographie und Geognosie, entnimmt ihnen das, was auf die kosmischen Verhältnisse Bezug hat, und setzt daraus ein geordnetes Gebäude zusammen, das allerdings kunstmäßig sein kann, und worin das Material nur Geltung in Bezug auf das Ganze, nicht an und für sich hat, das aber, ohne fortzeugende Kraft, in seinem Wachsthum nur fortschreiten kann, wenn die Hülfswissenschaften neues Material liefern. Eine Wissenschaft, die als solche nicht den wissenschaftlichen Stoff vermehrt, scheint uns der Selbstständigkeit zu entbehren. Es will uns bedünken, als ob die physische Weltbeschreibung sich zu ihren Hülfswissenschaften verhielte, wie die Weltgeschichte zur Specialgeschichte. Erstere verarbeitet ebenfalls den von der letzteren gelieferten Stoff, combinirt ihn und betrachtet ihn aus höherem Gesichtspunkte, kann sich aber auch nur durch die Entdeckungen der Specialgeschichten erweitern. Wie jene zur Wissenschaft der Historie gehört im allgemeinsten Sinne, so scheint uns die physische Weltbeschreibung zur Wissenschaft der Physik, das Wort im weitesten Sinne genommen, zu gehören, und ihren Gipfel zu bilden. Es ist dies indessen unerheblich, und betrifft mehr das Schema unserer Kenntnisse, als diese selbst. Bestimmter, als durch den Begriff, unterscheidet sich die physische Weltbeschreibung des Herrn Verfassers von allen früheren durch ihre Darstellung, und was er in dieser Beziehung über die von ihm befolgten Grundsätze mittheilt, ist eben so großartig als vortrefflich. Wie die bloße Aneinanderreihung aller einzelnen Floren des Erdkreises keine Geographie der Pflanzen liefern würde, so kann eben so wenig eine Aufzählung einzelner Besonderheiten des Erdkreises einen Bestandtheil der physischen Weltbeschreibung bilden. Diese müssen vielmehr nach dem, was ihnen gemeinsam ist, gruppirt, und nach ihren Beziehungen, Verhältnissen, und ihrem inneren Zusammenhange mit den tellurischen Erscheinungen betrachtet werden, sie erhalten dadurch ihren Werth, ihre Bedeutung, indem sie als vollgültige Glieder das Bild der Schöpfung als eines Naturganzen vollenden helfen. Man muß in dem Buche selber „die Aufzählung der vielfachen Strahlen, die sich in dem gesammten Naturwissen wie in einem Brennpunkte vereinigen“27, so wie das, was sie der physischen Weltbeschreibung als weiter zu verarbeitendes Material geliefert haben, nachlesen, um inne zu werden, daß in solcher Form allerdings noch keine Weltbeschreibung vorhanden war. Unsere Mittheilungen über die Darstellung werden sich durch das später Beizubringende noch vervollständigen.

(Fortsetzung folgt)

Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung von Alexander von Humboldt. Erster Band. Stuttgart und Tübingen 1845. 8. (Fortsetzung.)28

Nachdem wir nun im Allgemeinen Inhalt und Form der abzuhandelnden Weltbeschreibung besprochen haben, wenden wir uns zum Buche selber, und geben eine Uebersicht seines Inhalts und der Reihenfolge der Gegenstände. Der vorliegende erste Theil stellt, nach einleitenden Betrachtungen über die Verschiedenartigkeit des Naturgenusses und der Ergründung der Weltgesetze, (der einzige, aber vermehrte Abschnitt aus den früheren Vorlesungen des Herrn Verfassers), die Begrenzung und wissenschaftliche Behandlung einer physischen Weltbe­schreibung auf, und wendet sich mit S. 79 zum Naturgemälde oder der allgemeinen Uebersicht der Erscheinungen. Es ist dies der objektive Inhalt der physischen Weltbeschreibung, die reale empirische Ansicht der Naturgesetze in wissenschaftlicher Form. Mit den entlegensten Nebelgestalten des Himmels beginnt sie, und charakterisirt sie als anscheinend verdichteten Weltäther. Aus tiefer Ferne in schwachem Dämmerlichte, kaum erkennbar, beschäftigen sie die Phantasie, wie mythische Gestalten der Vorzeit. Es folgt unser Sternen- und unser Sonnensystem. Nur kurz werden die Planeten behandelt, ausführlicher und mit einer gewissen Vorliebe die Aerolithen und Sternschnuppen (Asteroiden), eine vortreffliche Arbeit; dann, nach dem Vorgange mehrerer Astronomen, ein zwischen Venus und Mars rotirender elliptischer Nebelring, der uns fragmentarisch im Zodiakallicht von seinem Dasein Kunde giebt. Bewundernswürdig schön sind die Betrachtungen über unser Sternensystem, die Milchstraße, die kosmischen Nebel und die Fortpflanzung des Lichts, voll erhabener Tiefe, hoher Eigenthümlichkeit, und einer wahrhaft jugendlichen Frische der Anschauung. Hieran schließt sich nun die tellurische Sphäre der Erscheinungen. Nach einer Betrachtung des Erdkörpers und der von ihm fortdauernd ausgehenden Kraftäußerungen des Electro-Magnetismus und der unterirdischen Wärme, werden in einer und derselben Anschauung vereinigt die Verhältnisse der Erdoberfläche in horizontaler Ausdehnung und Höhe, der geognostische Typus der Formationen, das Gebiet der Meere und des Luftkreises mit seinen meteorologischen Prozessen, die geographische Verbreitung der Pflanzen und Thiere, endlich die physischen Abstufungen des Menschengeschlechts, dies Alles zuerst in einem großen Ueberblick vorübergeführt, dann aber im Einzelnen weiter ausgeführt, wie wir es im Folgenden darlegen. Diese Einheit der Anschauung setzt eine Verkettung der Erscheinungen nach ihrem inneren Zusammenhange voraus; eine tabellarische Aneinanderreihung derselben konnte das Bedürfniß des Hrn. Verfassers nach einer kosmischen Darstellung nicht befriedigen.29 Dennoch betrachtet er das, was er giebt, nur als einen Versuch, die Natur nach der Vernunft auszulegen, wie Sokrates es forderte, weil hier die Zukunft noch Vieles zu berichtigen und zu vervollständigen haben wird. Es folgt nun die ausführliche Betrachtung der oben aufgeführten Erscheinungen. In der Darstellung der Gestalt des Erdsphäroids werden die Ermittelung derselben durch Gradmessungen, Mondsgleichungen und Pendelmessungen näher erörtert, und es wird ausnahmsweise auf die Anwendung der Methoden eingegangen. Dann wird die damit zusammenhängende Dichtigkeit des Erdkörpers erläutert, und zur Wärme des Erdkörpers und seiner Schichten übergegangen, welche wiederum zum Erdmagnetismus führt, der nach Deklination, Inklination und Intensität betrachtet wird, zu welchen letzteren Beobachtungen bekanntlich der Herr Verfasser nicht allein die wissenschaftliche Bahn gebrochen, sondern deren unausgesetzte Verfolgung im großartigsten Umfange er auch veranlaßt hat. Sie sind nicht bloß darum, sondern auch wegen ihrer Wichtigkeit mit einiger Ausführlichkeit behandelt. Es schließen sich daran die trefflichen Beschreibungen der Polarlichter, und diese sämmtlichen Erscheinungen werden als im Zusammenhange mit der Erdwärme betrachtet, und erhalten durch sie ihre Einigung. Eine zweite Reihe mit ihr in Verbindung stehender Erscheinungen liefern die geognostischen des Plutonismus, die Erschütterungen, (Erdbeben), Hebungen, Ergießungen geschmolzener Gebirgsmassen, die Thermalquellen, Gas- und Schlammvulkane, der neuere Vulkanismus, kurz, die Reaction des Innern unsers Planeten gegen seine Rinde und Oberfläche, eingeleitet und großentheils bedungen durch die tellurische Wärme, zugleich mit Rücksicht auf die früheren, sogenannten vorweltlichen Zustände der Erde, und durch die Gliederung der gehobenen Continente, Gebirgszüge und Hochländer tief eingreifend in die Geschicke der Menschheit. Alle diese Erscheinungen werden nach einem allgemeinen Ueberblick wiederum einzeln betrachtet, und in der Art und Weise ihrer Entstehung, ihres Verlaufes und ihrer Wirkungen näher nachgewiesen. Sie werden bis zu den Gebirgsarten, sowohl den aufgestiegenen, als den niedergeschlagenen, den Umwandelungen der letzteren durch die ersteren, bis zu den Trümmergesteinen verfolgt. Es führt dies auf die Petrefaktologie, und deren Bedeutung für die Geognosie. Eine kurze Uebersicht der Alterthumskunde des organischen Lebens, der Paläo[nto]logie, reihet sich daran, und es wird darin besonders der Inhalt der Stein- und Braunkohlengebilde in Bezug auf die Gestaltung der Flora der Vorwelt erörtert. Als Unterlage der silurischen Schichten, und somit als das erste feste Gestein, wird ein uranfänglicher Granit vermuthet, dem somit seine in neuerer Zeit bedroheten Rechte wieder gegeben werden.30 Das Naturgemälde geht nun auf die räumliche Vertheilung der Feste und des Flüssigen, also auf die Gestaltung der Continente und Meere ein, namentlich auf Quantität der hervorragenden Feste, horizontale Ausdehnung oder Gliederung, und senkrechte Erhebung. Daran knüpfen sich Betrachtungen über das Steigen und Sinken des Bodens. Nun folgt der Ocean, seine Strömungen und seine Belebung im Gegensatz zum Lande, wobei wir auf eine vortreffliche Schilderung seines Eindrucks auf das Gemüth aufmerksam machen. In gleicher Weise wird das Luftmeer behandelt nach seiner Zusammensetzung, Ebbe und Fluth, Veränderung des barometrischen Drucks und seine Strömungen (Winde). Dies führt zur Wärmevertheilung und Klimatologie, und zu dem von dem Herrn Verfasser zuerst aufgestellten Systeme der Isothermen, Isochimenen und Isotheren31. Ueber die Inflexionen derselben werden schöne Bemerkungen mitgetheilt; dann wird der Unterschied des Inselklima’s und Continentalklima’s erörtert. Die Abnahme der Wärme von unten nach oben, die Schneegrenze, die Dampfmenge der Atmosphäre, ihre Elektricität und die Gewitter werden hierauf besprochen, woran sich Betrachtungen über den Zusammenhang der meteorologischen Erscheinungen knüpfen. – Nach dieser Schilderung des anorganischen Erdenlebens wendet sich der Herr Verfasser zur Sphäre des organischen Lebens. Wir finden hier nur kurze Andeutungen über die Geographie der Pflanzen und Thiere, viel kürzer, als wir von dem Schöpfer der Pflanzengeographie erwartet haben; wir müssen vermuthen, daß es absichtlich geschehen ist. Das Gemälde schließt mit dem Menschen, mit dem Nachweise der Einheit des Menschengeschlechts, und kurzen Betrachtungen über das Verhältniß der Abstammung zur Sprache. Als Resultat derselben ergiebt sich, daß es keine höhere und niedere Menschenracen giebt, und wenn auch bildsamere, höher gebildete, durch geistige Kultur veredelte, so doch keine edleren Volksstämme. „Alle sind gleichmäßig zur Freiheit bestimmt, die in roheren Zuständen dem Einzelnen, in dem Staatenleben bei dem Genuß politischer Institutionen der Gesammtheit als Berechtigung zukommt.“32 Daran schließt der Herr Verfasser ein gewichtiges Wort seines Bruders Wilhelm von Humboldt, das aus solchem Munde, in solcher Mittheilung doppelt bedeutsam wird. Es lautet: „Wenn wir | S. [7] | eine Idee bezeichnen wollen, die durch die ganze Geschichte hindurch in immer mehr erweiterter Geltung sichtbar ist, wenn irgend eine die vielfach bestrittene, aber noch vielfacher mißverstandene Vervollkommnung des ganzen Geschlechts beweist, so ist es die Idee der Menschlichkeit33: das Bestreben, die Grenzen, welche Vorurtheile und einseitige Ansichten aller Art feindselig zwischen die Menschen gestellt, aufzuheben, und die gesammte Menschheit, ohne Rücksicht auf Religion, Nation und Farbe, als Einen großen, nahe verbrüderten Stamm, als ein zur Erreichung eines Zweckes, der freien Entwicklung innerlicher Kraft bestehendes Ganzes zu behandeln. Es ist dies das letzte, äußerste Ziel der Geselligkeit, und zugleich die durch seine Natur selbst in ihn gelegte Richtung des Menschen auf unbestimmte Erweiterung seines Daseins. Er sieht den Boden, so weit er sich ausdehnt, den Himmel, so weit, ihm entdeckbar, er von Gestirnen umflammt wird, als innerlich sein, als ihm zur Betrachtung und Wirksamkeit gegeben. Schon das Kind sehnt sich über die Hügel, über die Seen hinaus, welche seine enge Heimath umschließen; es sehnt sich dann wieder pflanzenartig zurück: denn es ist das Rührende und Schöne im Menschen, daß Sehnsucht nach Erwünschtem und nach Verlorenem ihn immer bewahrt, ausschließlich an dem Augenblicke zu haften. So festgewurzelt in der innersten Natur des Menschen, und zugleich geboten durch seine höchsten Bestrebungen, wird jene wohlwollend menschliche Verbindung des ganzen Geschlechts zu einer der großen leitenden Ideen in der Geschichte der Menschheit.“34 (Ueber die Kawi-Sprache Bd. III S 426.) „Mit diesen Worten“ – setzt der Hr. Verf[asser] hinzu – „welche ihre Anmuth aus der Tiefe der Gefühle schöpfen, sei es dem Bruder erlaubt die allgemeine Darstellung der Natur-Erscheinungen im Weltall zu beschließen. – – Ein physisches Naturgemälde bezeichnet die Grenze, wo die Sphäre der Intelligenz beginnt, und der ferne Blick sich senkt in eine andere Welt. Es bezeichnet die Grenze und überschreitet sie nicht.“35 Damit schließt der erste Band. Jeder Abtheilung ist ein Anhang beigefügt, welcher bezifferte Noten enthält, die manche Einzelheit weiter ausführen, und die erforderlichen literarischen Nachweise geben für Denjenigen, der sich mit dem Detail näher befreunden will. Sie sind ein sehr wesentlicher und höchst dankenswerther Theil der Arbeit. – Das Buch ist schön ausgestattet und korrekt gedruckt. Nur zwei Druckfehler haben wir gefunden. S. 229 muß es heißen: über ¼ einer geographischen Meile, statt über ½, und S. 376 steht Seitamineen statt Scitamineen. (Schluß folgt.)

Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung von Alexander von Humboldt. Erster Band. Stuttgart und Tübingen 1845. 8. (Schluß.)36

So anerkennend auch die öffentliche Stimme, wie sich mit Sicherheit voraussehen läßt, sich über das Werk aussprechen muß, so ist doch gewiß, daß der Maaßstab, den jeder anlegt, ein sehr verschiedener ist, und daß darum auch die Urtheile, wenn sie wirklich solche sind, von einander abweichen werden. Jeder Verfasser eines Werkes hat das Recht zu fordern, daß von demselben nichts Anderes gefordert werde, als er zu geben beabsichtigte, und das ist auch hier fest zu halten. Das Buch ist kein Lehrbuch, denn es giebt den Stoff nicht in der Weise geordnet, die Kenntniß nicht so | S. [7] | entwickelt, wie es das Bedürfniß des Lernenden und der didaktische Zweck fordert, es ist kein Führer auf dem Wege zur Wissenschaft. Eher könnte man es ein System kosmologischer Kenntnisse nennen, wenn ein solches im strengen Sinne des Wortes überhaupt für jetzt möglich wäre. Es ist ferner keine Entwickelung neuer eigenthümlicher Lehren in einem vorher ungeahneten Zusammenhange, denn neue vorher unbekannt gewesene Thatsachen enthält das Buch nicht, wenn wir einige, brieflichen Mittheilungen entlehnte Angaben ausnehmen. Was aber ist das Buch, wenn es das Alles nicht ist? – Halten wir den Gesichtspunkt fest, den der Herr Verfasser für sein Werk aufstellt, so soll der überwiegend größte Theil des vorliegenden Bandes ein allgemeines Naturgemälde, als Uebersicht der Erscheinungen im Kosmos, sein. Es wird durch diese Bestimmung einer ganz anderen Sphäre der wissenschaftlichen Darstellung zugewiesen, als den vorher erwähnten, ja es rückt aus der Sphäre der reinen Wissenschaft in die der Kunst hinüber, und darum hat der Herr Verfasser wirklich künstlerische Grundsätze auf wissenschaftlichem Gebiet geltend gemacht; das zeigt seine schöne Gruppirung der kosmischen Thatsachen, die Unter- und Neben-Ordnung derselben, die Behandlung der Umrisse und der ganzen Zeichnung, die edle überall naturwahre Färbung derselben, der Hauch des Lebens, der darüber weht, und selbst das Halbdunkel, die bloßen Andeutungen im tiefen Hintergrunde des Gemäldes, welches die Phantasie mächtig anregen. Man vergesse dabei nicht die hohe Eleganz des Styles, in welchem das Alles behandelt ist. Oefter geht das Gemälde der Natur über in ein Gemälde unserer Kenntniß derselben; allein wir wollen nicht verkennen, daß es sehr schwer, in vielen Fällen vielleicht unmöglich ist, beides scharf zu sondern, so daß von einem gewissen Standpunkte aus, beides nothwendig zusammen fallen muß, weil unser objectives Schauen durch unser subjectives Wissen bedingt wird. Manches ist, wie erwähnt, nur skizzenhaft angedeutet, was man gern weiter ausgeführt gesehen hätte, Anderes ganz übergangen. So will es uns scheinen, als ob das Auftreten des Eises, sowohl in den Firnen und Gletschern, als im Polar- und Wintereise mit in das Naturgemälde gehörte, weil letzteres halbjährlich das Ansehen großer Theile der Erdoberfläche, selbst von anderen Weltkörpern betrachtet, so bedeutsam verändert, abgesehen von seiner Einwirkung auf Wärmestrahlung der Erde, während das erstere den Kamm der Hochgebirge benagt, und ihre Abhänge mit Felsblöcken bedeckt. Auch die Stürme fehlen. Allein es wäre übereilt, das als einen Mangel bezeichnen zu wollen, da Vieles von diesem für die folgenden beiden Theile aufbehalten sein kann. Diese werden nämlich enthalten: die Anregungsmittel zum Naturstudium (durch Belebung von Naturschilderungen, durch Landschaftsmalerei, und durch Gruppirung exotischer Pflanzen in Treibhäusern); die Geschichte der Weltanschauung, d.h. der allmähligen Auffassung des Begriffs von dem Zusammenwirken der Kräfte in einem Naturganzen, und das Specielle der einzelnen Disciplinen, deren gegenseitige Verbindung in dem Naturgemälde des ersten Bandes angedeutet worden ist, und hier dürfen wir allerdings noch Viel und Vieles erwarten. – Das Buch ist ein durchaus wissenschaftliches, und fordert zu seinem vollen Verständniß ein sehr umfassendes Wissen, eine große Kenntniß des Einzelnen, und je mehr Jemand von demselben bei dem Studium desselben mitbringt, um so größer wird sein Genuß sein. Dem Herrn Verfasser schwebte bei der Abfassung, wie er selbst sagt, Laplace’s Exposition du Système du Monde vor, ein treffliches Werk, in seiner Weise noch unerreicht. Der tiefgelehrte Mann hat darin, nach Abstreifung aller Formeln, den schlichten Bürgerrock angezogen, und bemüht sich seine tiefsinnigen Gedanken in verständlicher eleganter Redeweise, aber in rein mathematischer Schlußfolge zu entwickeln. So ist er denn in demselben was er war, der bewunderte Schöpfer der Mécanique céleste. Und alle Welt glaubte einen so schlicht aussehenden Mann verstehen zu können, weil man die Worte verstand, während es die Begriffe und ihre tiefen Beziehungen zu einander sind, welche in allen solchen Untersuchungen erkannt werden müssen, so sehr, daß man sogar die Worte wegwirft und durch Zeichen ersetzt, und gerade in dem Erkennen dieser Beziehungen, ihrer Abhängigkeit von einander, und ihres gegenseitigen Maaßes, – lauter Auffassungen, die auch dann nicht zu umgehen sind, wenn man keine Formeln anwendet, steckt die Schwierigkeit und das für jeden Uneingeweiheten Unbegreifliche. Der Kosmos des Herrn Verfassers dürfte in der That für die Weltbeschreibung sein, was Laplace’s Entwicklung des Weltsystems für die Astronomie ist. Auch hier knüpfen sich oft an wenige Zeilen lange Reihen inhaltlicher Vorstellungen, an einzelne Worte sehr umfassende Begriffe, eine Unzahl der mannigfaltigsten Anschauungen, und um den feinen Faden zu entdecken, bedarf es der ganzen Feinheit des analysirenden und combinirenden Verstandes. Fragt man nun, welchen Gewinn Wissenschaft und allgemeine Bildung (wir unterscheiden geflissentlich Beides), aus der Arbeit des Herrn Verfassers ziehen werden, so ist diese Frage leichter aufgeworfen, als beantwortet. Das Große und Schöne zu erkennen, ist leicht, es zu würdigen und seinen Werth zu bestimmen, sehr schwer. Tausende, die ein Hochgebirge anstaunen, erkennen es als etwas Großes; unter diesen Tausenden ist vielleicht Einer im Stande, es zu messen, entweder, indem er die höchste Spitze ersteigt, und ein Barometer anwendet, oder von unten her, trigonometrisch mißt. Nur das Letztere könnte von dem Referenten gefordert werden; er weiß aber, daß dazu mindestens zwei Standpunkte nöthig sind, und er steht nur an einem. Zudem gehört dazu ein Antheil Sehergabe, denn solch ein Buch wirkt nicht bloß auf die Gegenwart, sondern auch in die Zukunft. Dies mag ihn entschuldigen, wenn er bittet, das Folgende nur als eine individuelle Ansicht von seinem Standpunkte aus, zu betrachten. Maaßgebend kann es eben darum nicht sein. Zunächst scheint es uns, als ob die Wissenschaft in dem Buche den Gewinn einer schärferen Begrenzung des Begriffs einer physischen Weltbeschreibung gemacht hätte; mehr aber gilt wohl noch das glänzend durchgeführte Beispiel der Behandlung und Methode einer solchen in einer Gleichförmigkeit und Durchdringung, in einer so künstlerischen eigenthümlichen Form, daß wir ihr nichts an die Seite zu setzten wissen. Wir haben, wie schon erwähnt, frühere Versuche, die Idee auszuführen, zum Theil von Männern, die in einzelnen der Hülfswissenschaften Treffliches geleistet haben. Aber sie waren genöthigt, in diejenigen Fächer, mit welchen sie weniger vertraut waren, fremde Ansichten und Arbeiten aufzunehmen, ja sie zum Theil unverarbeitet ihrem Werke einzuverleiben. Es glich daher einem Gebäude, dessen einzelne Theile von verschiedenen Baumeistern unabhängig von einander ausgeführt waren, es ermangelte der Einheit, der gleichförmigen Durchführung, der richtigen Vertheilung des Raumes, des Lichts und der Treppenanlagen. Anders hier. – Es ist kein Theil der Hülfswissenschaften, mit welchem sich der Herr Verfasser auf das Speziellste bekannt gemacht, in welchem er nicht untersucht, experimentirt, gemessen und beobachtet hätte, kein Theil, in welchem wir ihm nicht eine Zunahme unserer Kenntnisse schuldig wären, es ist Niemand da, dem eine solche Fülle der verschiedensten und großartigsten Naturerscheinungen zu Theil geworden wäre, der sie so vorbereitet in sich aufgenommen, und dem zugleich das beneidenswerthe Talent zu Gebote stand, sie in gleich vortrefflicher Weise in mehr als einer Sprache zu schildern. Diese Umstände vereinigen sich, um das Studium des Buches zu einem sehr angenehmen zu machen, man fühlt es, daß man überall mit sorgfältiger Auswahl das Gediegendste und Bewährteste empfängt, die Sicherheit, – man könnte sagen, die Virtuosität des Führers, und seine Vertrautheit mit allen Wegen des zu durchwandelnden Landes, theilt sich unwillkürlich Jedem mit, der ihm zu den höchsten Gipfeln folgt, von welchen aus sich die weiten Gebiete in ihrem Zusammenhange klar überschauen lassen. Wo es noth thut, leihet er ihm in den Noten sein scharfes Fernrohr, um das Entlegene näher beschauen zu können. – Aber höher noch als diese, in allen ihren Theilen gleich klare, nirgend beschattete oder trübe Uebersicht des großen Gebietes der kosmischen Kenntnisse, schätzen wir noch die oft überraschend schönen Andeutungen auf Beziehungen zwischen weit entlegenen Gebieten des Wissens, geistiger Phänomene und kosmischer Erscheinungen, die wahrhaft luminös seine Betrachtungen durchblitzen. Ziehen sie jetzt auch wie leuchtende Feuerkugeln und Sternschnuppen zwischen den Sternen einher, – wir glauben uns nicht zu irren, wenn wir hoffen, die Wissenschaft werde in ihnen, wie sie es mit den physischen gethan, in künftiger Zeit den festen Kern auffinden und nachweisen. – Sollen wir nun noch sagen, was nach unserer Ansicht die allgemeine Bildung durch das Buch gewonnen hat? Es ist, wie schon erwähnt, nichts weniger, als ein populäres Buch, offenbar aber von dem Herrn Verfasser nicht bloß für Gelehrte geschrieben, sondern ganz eigentlich dem großen Kreise der Gebildeten gewidmet. Wirklich ist auch schon ein großer Theil naturwissenschaftlicher Kenntniß weit verbreitet, wovon nicht allein die reiche Litteratur derselben, der Standpunkt unserer eng damit zusammen hangenden Industrie, sondern auch manche andere Erscheinungen Zeugniß geben. Wer sich mit solchen Kenntnissen dem Buche nahet, wird ihm um so mehr entnehmen, je mehr er mitbringt, denn auch hier wird dem gegeben, der da hat. Der Gewinn wird hiernach allerdings ein verschiedener sein; aber wer auch nur mit einigen der Hülfswissenschaften näher befreundet ist, wird von dem dadurch gewonnenen Standpunkte aus wenigstens den Umfang der Untersuchungen kennen lernen, in den ihm näher gelegenen Theilen die wohl verbundenen Einzelheiten erblicken, von den ihm ferner gelegenen sich der Hauptresultate bemächtigen können. Er wird die bestimmte Ueberzeugung gewinnen, daß das Allgemeine in der Natur mit dem Besonderen innig verkettet, daß die Natur und das Wissen von derselben ein Ganzes ist, und das wird für Viele, und in weiten Kreisen, ein großer Gewinn sein. Zeigte das Buch auch nur, wie unendlich viel in dem großen Gebiete der Schöpfung, nicht als Gegenstand einer kuriosen Liebhaberei, sondern als würdig der denkenden Betrachtung des vernünftigen Menschen, vorhanden ist, so müßten wir seinen Werth für allgemeine Bildung schon hoch genug anschlagen. – Weiter aber können wir uns keinen Gewinn versprechen. Wer nichts mitbringt, wird nichts hinwegnehmen. Eine lange Lehr- | S. [8] | erfahrung macht uns geneigt, den Werth genereller Kenntnisse ohne die speciellen weit geringer anzuschlagen, als es der Herr Verfasser thut. Sie sind uns Blüthen ohne Wurzel. Die Oberflächlichkeit wird aus nahe liegenden Gründen nach diesem Buche mehr, als nach einem anderen greifen, weil sie in ihm den vielgesuchten Königsweg vermuthet, der mühelos in die Wissenschaft hinein, oder noch besser, zu ihrem Gipfel führt, obgleich schon Euklides erklärte, daß es einen solchen nicht gäbe. Sie wird sich solcher abgeschnittenen Blumen bemächtigen, um ihre Rede zu putzen, und damit zu prunken. Sollen wir das Buch auch für einen möglichen Mißbrauch verantwortlich machen? – Wird es doch Leute geben ohne wissenschaftliche Kenntniß, die sich wundern, wie leicht sie das Buch, ihrer Meinung nach, verstehen, und darin um so mehr bestärkt werden, weil es ihnen Genuß gewährt. Wer kennt nicht die geheimnißvolle Magie, welche dunkle unverstandene Worte, eingeflochten in schön klingende Rede, auf den Halb- und Ungebildeten üben, denen unbewußt, statt der Begriffe, sich phantastische Nebelbilder in steter Verwandlung unterschieben? Es ist eine geistige Fata Morgana, und das Versinken in derselben nicht ohne einen gewissen Reiz. Umsonst citirte man ehemals nicht den Grundtext auf den Kanzeln, umsonst sind nicht alle Zaubersprüche unverständlich. Gerade solche und noch manche andere hier nicht zu erwähnende Erscheinungen mannigfaltigster Art, werden die hohe Bedeutung des Werkes für unsere Zeit beweisen, denn wenn die Könige bauen, haben die Kärner zu thun.37

Klöden.

Das durch den Chemiker und Wissenschaftshistoriker Ludwig Darmstädter (1846–1927)38 erworbene und schließlich in die Staatsbibliothek zu Berlin gelangte Klöden’sche Manuskript bietet die seltene Gelegenheit, einen Entwurf mit dem am Ende veröffentlichten Text zu vergleichen. Dabei fällt zunächst auf, dass die Handschrift deutlich kürzer als die publizierte Rezension ist. Ein genauerer Vergleich der beiden Texte lässt erkennen, dass der schon im Entstehen stark bearbeitete Entwurf schließlich mit vergleichsweise wenigen Um- und Neuformulierungen abgedruckt wurde. Die größere Länge der Druckfassung ergibt sich vor allem aus zwei Ergänzungen. Die erste findet sich im Teil 1 und beginnt mit dem Satz „Wir erlauben uns hier zu bemerken, daß der Inhalt dieser Wissenschaft hiernach von dem nicht verschieden ist, was man sonst Kosmographie und Kosmologie nannte […]“. Klöden nennt in diesem Zusammenhang Johann Gottfried Sommer, den Verfasser eines umfangreichen Werkes über die „Gemälde der physischen Welt“, das Humboldt in seinem Brief an Buschmann erwähnte. Der Rezensent meldet sodann Zweifel am „Bestehen einer physischen Weltbeschreibung als selbstständiger Wissenschaft“ an. Kritisch vermerkt er außerdem, dass er in Humboldts Kosmos „eine Angabe über das Verhältniß des Begriffs der jetzigen physischen Weltbeschreibung zur bisherigen“ vermisse. Offenbar geht es Klöden hier um eine klare Definition des Begriffes „Weltbeschreibung“.

Die zweite Ergänzung besteht in einem längeren wörtlichen Zitat aus dem Kosmos, Bd. 1, S. 385–386, das sich in der Fortsetzung der Rezension (Teil 2) findet. Humboldt gab hier eine Passage aus dem Werk Über die Kawi-Sprache seines Bruders Wilhelm wieder, in dem die „Einheit des Menschengeschlechts“ unabhängig von Religion, Nation und Hautfarbe betont wird. Die Absicht, diese später vielzitierte Textstelle abzudrucken, hatte Klöden bereits in seinem Manuskript vermerkt.

Der handschriftliche Entwurf weist zahlreiche Korrekturen, Streichungen und Ergänzungen auf, die Aufschluss über die Entwicklung des Textes geben. Sie werden in textkritischen Endnoten kenntlich gemacht.

Auf einen Abdruck der Handschrift im Rahmen dieses Aufsatzes kann verzichtet werden, da ein Scan von der „Digitalisierten Sammlung“ der Staatsbibliothek zu Berlin abrufbar ist (siehe Anm. 11).

Die in der „Vossischen Zeitung“ publizierte Besprechung des ersten Bandes von Humboldts Kosmos fasst dessen Inhalt sachkundig zusammen und ist damit ein Beispiel für die zeitgenössische Rezeption des Werkes im deutschen Sprachraum. Klöden erahnte den enormen Erfolg des Buches, befürchtete aber als erfahrener Pädagoge, dass die Humboldt’schen Gedanken in ihrer Tiefe nur von wenigen wirklich verstanden würden.

Die in einer der führenden Berliner Zeitungen publizierte Rezension blieb gewiss nicht ohne Wirkung. Jedenfalls lohnt sich die Lektüre auch noch nach fast 180 Jahren.

Bibliografie

Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin, Charlottenburg und Umgebung auf das Jahr 1844. Berlin 1844, S. 25, https://digital.zlb.de/viewer/image/34111722_1844/48/, [zuletzt aufgerufen am 10.9.2023].

Biermann, Kurt-R.: Einige neue Ergebnisse der Eisenstein-Forschung. In: Schriftenreihe für Geschichte der Naturwissenschaften, Technik und Medizin NTM 1 (1961) 2, S. 1–12.

Fiedler, Horst und Leitner, Ulrike: Alexander von Humboldts Schriften. Bibliographie der selbständig erschienenen Werke. Berlin 2000. (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. Bd. 20), S. 392.

Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Bd. 1. Stuttgart und Tübingen 1845.

Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen (Vossische Zeitung) Nr. 111, Freitag, 16.5.1845, S. [6].

Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen (Vossische Zeitung) Nr. 112, Sonnabend, 17.5.1845, S. [6–7].

Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen (Vossische Zeitung) Nr. 115, Mittwoch, 21.5.1845, S. [6–8].

Rafn, Carl Christian: Antiquitates Americanae, sive scriptores septentrionales rerum ante Columbianarum in America. Kopenhagen 1837.

Sommer, Johann Gottfried: Gemälde der physischen Welt oder unterhaltende Darstellung der Himmels- und Erdkunde. 6 Bände. Prag 1819–1830.

Stevens, Henry: The Humboldt Library. A Catalogue of the Library of Alexander von Humboldt. London 1863. Reprint: Leipzig 1967.

Endnoten

Die textkritischen Endnoten sind wie folgt zu lesen:

Offensichtliche Schreibversehen des Verfassers werden in einer Anmerkung wie folgt kenntlich gemacht:

daß Klöden, ändert Hrsg. Dies ist zu lesen: Klöden schrieb versehentlich „daß“, der Hrsg. hat hier korrigierend eingegriffen.

Im Originaltext steht: …dann scharf bestimmt…

Die Streichung wird in einer Endnote kenntlich gemacht: dann | scharf gestr. | bestimmt Klöden

Vom Verfasser ergänzte Wörter und Textteile werden vollständig wiederholt:

Anwendung erg. Klöden

Änderungen, die während des Schreibens vorgenommen wurden, erscheinen in der Endnote wie folgt:

(1) wissenschaftliches (2) kosmologisches Klöden

Klöden schrieb also zunächst „wissenschaftliches“, hat sich dann aber für „kosmologisches“ entschieden.

Nach unsicheren Lesungen steht [?].

i (1) war (2) sei Humboldt.

ii daß Klöden, ändert Hrsg.

iii zur Anzeige wohl als Variante über der Zeile, Klöden.

iv es und erg. Klöden.

v (1) wissenschaftliches (2) kosmologisches Klöden.

vi (1) oft (2) leicht Klöden.

vii (1) Welt (2) physischen Welt Klöden.

viii (1) der (2) seiner Klöden.

ix Thätigkeit | des H. Verf. gestr. |, und Klöden.

x (1) jede seiner (2) alle seine Klöden.

xi sie oft | erschienen gestr. | , so Klöden.

xii (1) fand (2) fanden Klöden.

xiii (1) wenigen (2) einfachen Klöden.

xiv ihm | als ein Geeignetes gestr.| fügen, Klöden.

xv (1) wenn das Wort erlaubt ist (2) um in dem obigen Bilde zu bleiben, Klöden.

xvi (1) in seinem Geiste (2) in sich selber Klöden.

xvii (1) nicht verwerfen (2) hoch achten Klöden.

xviii (1) aller (2) freilich Klöden.

xix inductiv erg. Klöden.

xx constructiv erg. Klöden.

xxi (1) kann für jetzt die Leiter (2) kann die Pyramide Klöden.

xxii (1) und wird vielleicht nie erreicht (2) und dürfte wohl nie erreicht werden Klöden.

xxiii den erg. Klöden.

xxiv dann | scharf gestr.| bestimmt Klöden.

xxv (1) sie (2) ihr Klöden.

xxvi (1) ihr Gebiet und dessen Inhalt (2) ihr Umfang und Inhalt Klöden.

xxvii (1) gegrenzt (2) so wie Klöden.

xxviii (1) def (2) begrenzt Klöden.

xxix anscheinend erg. Klöden.

xxx charakterisirt. |, und wendet sich zur Sternenwelt. gestr. | Aus Klöden.

xxxi Sonnensystem. | Zu letzterem rechnet das Buch die Sonne, die Haupt- und Nebenplaneten, die Kometen, und – einen Gedanken unserer Astronomen aufnehmend, einen rotirenden elliptischen Nebelring zwischen innerhalb der Venus- und Marsbahn, sowie die Aërolithen und Sternschnuppen (Asteroiden), letztere beide mit besonderer Vorliebe und Ausführlichkeit behandelt in höchst vorzüglicher Weise. gestr. | Nur Klöden.

xxxii Erscheinungen. | In einer und derselben Anschauung werden vereinigt gestr. | Nach Klöden.

xxxiii (1) nach Sokrates (2) der Forderung Klöden.

xxxiv Forderung | des Sokrates gestr. | „die Klöden.

xxxv (1) Pendelmessung (2) Mondsgleichungen Klöden.

xxxvi (1) und (2) es Klöden.

xxxvii Anwendung erg. Klöden.

xxxviii zusammen hängende erg. Klöden.

xxxix (1) seiner (2) der Klöden.

xl und damit zusammen hängende erg. Klöden.

xli Beobachtungen erg. Klöden.

xlii nicht allein erg. Klöden.

xliii sondern deren fortgeunausgesetzte Verfolgung im in einer so großartigsten Umfange er auch veranlaßt hat, erg. Klöden an Rand.

xliv (1) die davon auch, sowie wegen (2) die nicht bloß darum, sondern auch wegen Klöden.

xlv großen erg. Klöden.

xlvi und Süd- erg. Klöden.

xlvii (1) als nicht und [?] (2) durch Klöden.

xlviii Entstehung | und gestr. | ihres Klöden.

xlix (1) verfolgt und dann (2) sowohl Klöden.

l nebst den Trümmergesteinen erg. Klöden.

li der | in den verschiedenen Formationen erscheinenden Resten organischen Lebens gestr. | Alterthumskunde Klöden.

lii (1) Das Meer (2) Der Ocean Klöden.

liii Ocean | , das Luftmeer gestr. | und Klöden.

liv (1) mittelbare Barometerhöhe und Luftdruck (2) Veränderung des barometrischen Drucks Klöden.

lv (1) organischen (2) anorganischen Klöden.

lvi (1) der die Einheit (2) der Einheit Klöden.

lvii (1) Menschenraßen (2) Menschenracen Klöden.

lviii (1) wird (2) muß Klöden.

lix (1) Kategorie (2) Sphäre Klöden.

lx (1) Darstellungen (2) Darstellung Klöden.

lxi (1) neben dem (2) auf Klöden.

lxii der erg. Klöden.

lxiii selbst | die Phantasie oft mächtig anregt gestr. | das Klöden.

lxiv (1) der Darstellung (2) des Gemäldes Klöden.

lxv (1) die Oberfläche, selbst (2) das Ansehen Klöden.

lxvi abgesehen von seiner Einwirkung auf Wärmestrahlung am Rand erg. Klöden.

lxvii auch die Stürme fehlen. erg. Klöden.

lxviii (1) geben (2) enthalten Klöden.

lxix S. 30 erg. Klöden.

lxx (1) Laplace’s (2) Laplacen’s Klöden.

lxxi doch |auch gestr. | der Klöden.

lxxii oft erg. Klöden.

lxxiii (1) einzelner (2) der mannigfaltigsten Klöden.

lxxiv (1) sie (2) diese Perlen Klöden.

lxxv und der Methode erg. Klöden.

lxxvi Weltbeschreibung. | namentlich in einem ausgeführten Beispiele. Dann eine gestr. | Demnächst Klöden.

lxxvii frühere erg. Klöden.

lxxviii (1) und wo (2) kein Theil in welchem Klöden.

lxxix (1) keiner (2) Niemand Klöden.

lxxx (1) so (2) gleich Klöden.

lxxxi in mehr als einer Sprache erg. Klöden.

lxxxii (1) insgesammt (2) vereinigen Klöden.

lxxxiii (1) dieses (2) des Klöden.

lxxxiv empfängt | und gestr. | die Klöden.

lxxxv Sicherheit | , man könnte sagen die Fertigk gestr. | des Klöden.

lxxxvi (1) Gegenden des weiten Gebietes (2) Wegen Klöden.

lxxxvii (1) der ihm folgt, und wer es nicht weiß, ahnt es wenigstens, daß er uns auf festem Grund auf die (2) die ihm zu den zu den höchsten Gipfeln folgt, Klöden.

lxxxviii (1) von hier (2) weiten Klöden.

lxxxix (1) über (2) auf Klöden.

xc und irdischer Erscheinungen erg. Klöden.

xci (1) vorüber ziehen (2) erscheinen Klöden.

xcii (1) nicht (2) etwas Klöden.

xciii (1) sich (2) wenigstens Klöden.

xciv kennen lernen erg. Klöden.

xcv sich erg. Klöden.

xcvi wird | wenigstens gestr. | die Klöden.

xcvii verkettet, | ist, gestr. | daß Klöden.

xcviii ist, |wenn auch gestr. |von Klöden.

xcix und in weiten Kreise erg. Klöden.

c aus nahe liegenden Gründen erg. Klöden.

ci mehr als nach einem andern erg. Klöden.

cii vielgesuchten erg. Klöden.

ciii ohne Mühe erg. Klöden.

civ (1) Plato [?] (2) Euklides Klöden.

cv (1) ihre gehaltlose Rede zu putzen, Staat zu machen (2) zu prunken. Klöden.

cvi magischen erg. Klöden.

cvii Halb- und erg. Klöden.

cviii (1) die Phantasie (2) unbewußt Klöden.

cix (1) darthun (2) beweisen Klöden.

1 Handschrift: Kraków, Biblioteka Jagiellónska, Nachlass Alexander von Humboldt, Bd. 13/2 Bl. 190–191.

2 Johann Gottfried Sommer (1782 oder 1783–1848), aus Dresden stammender Schriftsteller und Sachbuchautor.

3 Sommer, Johann Gottfried: Gemälde der physischen Welt oder unterhaltende Darstellung der Himmels- und Erdkunde. 6 Bände. Prag 1819–1830.

4 Anspielung auf einen bisher nicht ermittelten Text des Politikers, Kaufmanns und Schriftstellers Daniel Alexander Benda (1786–1870). Humboldt erwähnt Benda in seinem persönlichen Adressbuch auf S. 14v mit der Berliner Adresse Neue Friedrichstr. 49. https://edoc.bbaw.de/frontdoor/index/index/docId/3850 [zuletzt aufgerufen am 10.9.2023]. D. A. Benda wohnte hier bis Ende März 1844. Vgl. Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin, Charlottenburg und Umgebung auf das Jahr 1844. Berlin 1844, S. 25, https://digital.zlb.de/viewer/image/34111722_1844/48/, [zuletzt aufgerufen am 10.9.2023].

5 Humboldt leitet das Wort wahrscheinlich von dem französischen „hébraïsant“ ab. Es bedeutet: 1. Celui, celle qui s’adonne à l’étude de la langue hébraïque; spécialiste de l’hébreu. 2. Juif converti des débuts du christianisme, resté attaché à la lettre des prescriptions mosaïques. Dankenswerter Hinweis von Dr. Ulrich Päßler.

6 Gemeint ist: Rafn, Carl Christian: Antiquitates Americanae, sive scriptores septentrionales rerum ante Columbianarum in America. Kopenhagen 1837. Dieser Band ist in dem Katalog Stevens, Henry: The Humboldt Library. A Catalogue of the Library of Alexander von Humboldt. London 1863. Reprint: Leipzig 1967, nicht verzeichnet.

7 Die Königliche Gesellschaft für Nordische Alterthumskunde, deren Mitglied Humboldt seit 1833 war.

8 Am 16. Juni 1845 reiste Humboldt von Stettin aus im Gefolge des preußischen Königs nach Kopenhagen, wo er bis zum 21. Juni blieb.

9 Da Humboldt kein Datum, nicht einmal den Wochentag angibt, könnte dies das Datum sein, zu dem Buschmann den Brief empfing.

10 Vgl. Fiedler, Horst und Leitner, Ulrike: Alexander von Humboldts Schriften. Bibliographie der selbständig erschienenen Werke. Berlin 2000. (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. Bd. 20), S. 392.

11 Digitalisat der Handschrift: https://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN1755942346 [zuletzt aufgerufen am 10.9.2023].

12 Zu Klödens Schriften siehe https://de.wikisource.org/wiki/Karl_Friedrich_von_Kl%C3%B6den [zuletzt aufgerufen am 5.7.2023].

13 Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Bd. 1. Stuttgart und Tübingen 1845, S. VI.

14 Ebd., S. 50; vgl. auch S. 52.

15 Vgl. dazu: ebd., S. 170.

16 Vgl. dazu: ebd., S. 300.

17 Isothermen: Linien gleicher Temperatur; Isochimenen: Linien gleicher mittlerer Wintertemperatur; Isotheren: Linien gleicher mittlerer Sommertemperatur; vgl.: Kosmos, Bd. 1, S. 340.

18 [Dazu eine Randbemerkung von Klöden:] Seitamineen st[att] Scitamineen S. 376. [Humboldt schreibt hier: „Labiaten oder Seitamineen“.]

19 Klöden plante also, den Text von S. 385–386 zu zitieren, was in der gedruckten Fassung geschah.

20 Goethe und Schiller: Xenien: / Kant und seine Ausleger. / Wie doch ein einziger Reicher so viele Bettler in Nahrung / Setzt! Wenn die Könige baun, haben die Kärrner zu thun.

21 Von 1833 bis 1836.

22 Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen (Vossische Zeitung) Nr. 111, Freitag, 16.5.1845, S. [6].

23 Humboldt, Kosmos, Bd. 1, S. VI.

24 Ebd., S. 50; vgl. auch S. 52.

25 Siehe Anm. 2.

26 Siehe Anm. 3.

27 Humboldt, Kosmos, Bd. 1, S. 50; vgl. auch S. 60–61.

28 Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen (Vossische Zeitung) Nr. 112, Sonnabend, 17.5.1845, S. [6–7].

29 Vgl. dazu: Humboldt, Kosmos, Bd. 1, S. 170.

30 Vgl. dazu: ebd., S. 300.

31 Siehe Anm. 17.

32 Vgl. Humboldt, Kosmos, Bd. 1, S. 385.

33 Klödens Hervorhebung.

34 Humboldt, Kosmos, Bd. 1, S. 385–386.

35 Ebd., S. 386.

36 Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen (Vossische Zeitung) Nr. 115, Mittwoch, 21.5.1845, S. [6–8].

37 Siehe Anm. 20.

38 Anmerkungen zur Geschichte der Sammlung Darmstädter finden sich in: Biermann, Kurt-R.: Einige neue Ergebnisse der Eisenstein-Forschung. In: Schriftenreihe für Geschichte der Naturwissenschaften, Technik und Medizin NTM 1 (1961) 2, S. 1–12.

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